Der Begriff „Inklusion“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Einbeziehung, Einschluss, Dazugehörigkeit“. Inklusion statt lediglich Integration (lat. etwas zu einem Ganzen zusammenfügen) sieht im Kern das seit März 2009 geltende Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vor.
Ein Grundsatz des christlichen Glaubens ist es, jeden anzunehmen, wie er ist. Gesunde und körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigte Kinder sollen in der Gemeinschaft aufwachsen, sich gegenseitig kennen lernen, verstehen und helfen lernen und ihr Leben gemeinsam gestalten.
In unserer Kindertagesstätte ist es daher möglich, Kinder mit Behinderung oder von Behinderung bedrohte Kinder aufzunehmen. Diese Kinder haben einen erhöhten Betreuungsbedarf. Eltern und pädagogischen Fachkräfte, denen ein solcher erhöhter Bedarf auffällt, stellen gemeinsam einen Antrag für eine Integrationsmaßnahme (Rahmenvereinbarungen Integrationsplatz des Landes Hessen).
Voraussetzungen für eine Integrationsmaßnahme sind eine schon diagnostizierte Behinderung oder Beeinträchtigung oder aber eine im Laufe der Kita-Zeit beobachtete Auffälligkeit oder Entwicklungsverzögerung. Wichtig ist hierbei eine gute Beobachtung des einzelnen Kindes. Im Vorfeld findet ein Termin mit dem Sozialamt in der Kindertagesstätte statt, bei dem die zuständigen Mitarbeiter das Kind beobachten und anschließend mit den Eltern und den pädagogischen Fachkräften der Gruppe besprechen, ob eine Integrationsmaßnahme in Frage kommt (Beobachtung nach Punktesystem). Bei Genehmigung der Integrationsmaßnahme erhält die Kindertagesstätte zusätzliche 13 Fachkraftstunden (für Unterdreijährige) bzw. 15 Fachkraftstunden (für Überdreijährige). Die Gruppengröße, der vom Kind besuchten Gruppe, wird reduziert (abhängig von der Zahl der Integrationsplätze). Und den pädagogischen Fachkräften werden zusätzliche gezielte Fortbildungsmaßnahmen angeboten und finanziert (z. B. Wahrnehmung, Heilpädagogik, Sprache, Quint, usw.).
Im Inklusionsprozess sollen die behinderten Kinder keine „Sonderrolle“ annehmen, indem sie zur Förderung aus dem Spielgeschehen herausgezogen werden. Die Förderung geschieht im alltäglichen Zusammenleben mit den nicht behinderten Kindern unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse. Die Förderschwerpunkte werden durch gezielte Beobachtungen, durch den Austausch im Gesamtteam, durch intensive Gespräche mit den Eltern und mit den behandelnden Therapeuten ermittelt, in Hilfeplänen für einen bestimmten Zeitraum festgelegt und regelmäßig reflektiert.
Inklusion bedeutet für uns: „Jedes Kind ist etwas ganz Besonderes und Einzigartiges.“ Bei uns haben alle Kinder die gleichen Rechte, nämlich, dass sie ihre Verschiedenheit leben dürfen: die Größeren, die Kleineren, die Kinder mit verschiedenen sozialen Hintergründen, die Kinder mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten, Kinder aus verschiedenen Ländern und Kinder mit verschiedenen Religionen.
Wir haben im Bereich der Inklusion eine wichtige Vorbildfunktion zu erfüllen, das heißt unter anderem zu zeigen, dass jeder anders sein darf und niemand ausgeschlossen wird, sondern ein Miteinander in allen Situationen möglich ist. Alle Kinder mit ihrer individuellen Persönlichkeit sollen in alle Aktivitäten mit einbezogen werden und entsprechend ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten teilnehmen können.
Unser Ziel ist es, dass die Kinder auf spielerische Weise ihre Handlungskompetenz erweitern. Durch die gemeinsame Betreuung lernen behinderte Kinder durch Nachahmung. Nichtbehinderte Kinder erfahren, dass jeder Mensch seine Stärken und Schwächen hat. Sie lernen, dies zu akzeptieren und damit umzugehen. Alle Kinder bekommen bei uns die Zeit und den Raum für ihre eigene Entwicklung, um Geborgenheit und ein Zugehörigkeitsgefühl zu erleben. Das Kind soll erfahren, dass es mit seiner Behinderung oder Entwicklungsverzögerung als vollwertiger Spielpartner von allen Kindern akzeptiert wird. Die Kinder lernen frühzeitig, ohne Vorurteile auf andere einzugehen, Hilfsbereitschaft gegenüber Schwächeren zu zeigen und auch Rücksicht auf Schwächere zu nehmen. Inklusion sehen wir als Prozess, wobei der Weg das Ziel ist.
Bei uns bedeutet Inklusion auch das Akzeptieren von Unterschiedlichkeiten, den gegenseitigen Respekt und die Wertschätzung dem Anderen gegenüber. Jedes Kind wird da abgeholt, wo es steht und individuell gefördert. Unterschiedlichkeiten sind für uns etwas ganz Normales.